Preisträger*innen 2018
Heinrich Bedford-Strohm
Heinrich Bedford-Strohm ist ein Streiter für die Demokratie, der sich in den öffentlichen Debatten um eine offene, freiheitliche und solidarische Gesellschaft beteiligt, die ihre Mitte in einem Wertekanon findet, welcher jeden Menschen auf die ethischmoralische Grundlage seines Handelns verpflichtet. Bereits seine Doktorarbeit von 1992 nimmt das Thema “Vorrang für die Armen. Auf dem Weg zu einer theologischen Theorie der Gerechtigkeit” auf und entwickelt eine gesellschaftliche und theologische Perspektive, die der aktuell diagnostizierten “sich stetig weiteröffnenden Schere zwischen Arm und Reich” als Wesensmerkmal der kapitalistischen Demokratie diametral entgegenwirkt. Dass Gerechtigkeit keine Aufgabe purer christlicher Barmherzigkeit, sondern vielmehr eine Frage gesellschaftlicher Verantwortung in der Demokratie ist, prägt das theologische und politische Denken von Heinrich Bedford-Strohm ebenso wie sein Engagement in seinen Ämtern und in der Zivilgesellschaft. Seine Theologie und seine kirchlich-praktische Arbeit führt in Anschluss an das Denken von Jürgen Habermas und John Rawls zur Forderung, die Demokratie müsse Menschen nicht alleine nach ihrer Leistungsfähigkeit, sondern nach ihren Bedürfnissen behandeln. Sie verweist darauf, dass Eigentum verpflichtet, dass Inklusion vor Exklusion steht und die Demokratie die politische Pflicht erzeugt, Beteiligungsgerechtigkeit zu fördern und also nicht zu einem politischen System der Machtorganisation alleine der Leistungsträger der Gesellschaft werden darf. Ein solche Theologie ist sowohl gesellschaftsbedeutsam als auch hochpolitisch und sie erzeugt einen demokratiepädagogischen Anspruch, weil sie die Generationen verbindet. Seit 2011 steht Heinrich Bedford-Strohm als bayerischer Landesbischof und seit November 2014 als Ratsvorsitzender der EKD in der politisch-gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Dabei engagiert er sich für die Zuwanderer und Geflüchteten in Deutschland. Die Ökumene als “Zusammenwirken aller 26 Glaubensgemeinschaften” ist ihm ein zentrales kirchenpolitisches Anliegen, das er im Reformationsjahr 2017 entschieden vorangetrieben hat. Er ist – nicht nur familiär – mit der demokratischen und politischen Kultur Amerikas verbunden. Besondere Beachtung hat die von ihm organisierte öffentliche politische Diskussion mit Barack Obama “Engagiert Demokratie gestalten – Zuhause und in der Welt Verantwortung übernehmen” beim Ev. Kirchentag im Mai 2017 in Berlin erlangt. Heinrich Bedford-Strohm erinnert daran, dass die demokratische Zivilgesellschaft die Kirchen und Religionsgemeinschaften für ihre ethische und soziale Grundorientierung benötigt. Das Zusammenwirken von Kirche und Demokratie ist historisch gesehen noch jung. Dass sich im Werben für die Versöhnung von Demokratie und Christentum auch ein politisches Anliegen von Hildegard Hamm-Brücher mit dem von Heinrich Bedford Strohm verbindet, stärkt die im demokratischen Protestantentum von Heinrich Bedford-Strohm begründete Zuerkennung des “Hamm-Brücher Förderpreises 2018”.
Projekt “Kein deutscher Land”
44 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren des Helmut-Schmidt-Gymnasiums in Wilhelmsburg beschäftigen sich mit den Themen “Identität” und “Heimat” und entwickeln daraus auf Grundlage der exemplarischen Lebensgeschichte von drei Jugendlichen ein Theaterprojekt, das sich mit Ausgrenzung und Radikalisierung, mit Rassismus und Intoleranz auseinandersetzt. Die Jugendlichen organisieren darüber hinaus eine Podiumsdiskussion mit Bürgern, Politikern und Experten zum Thema “Radikalisierung von Jugendlichen” im Helmut-Schmidt-Gymnasium. 2018 planen sie eine Beteiligung am Holocaust-Gedenktag mit einer szenischen Lesung im “Energiebunker” in Wilhelmsburg sowie weitere Aufführungen.
Projekt: Wir schaffen das!
Der Schüler Daniel Rupp nimmt erste rechtsextreme Anzeichen in seiner Schule, der Regionalen Schule “Rudolf-Tarnow” in Boizenburg, ernst und initiiert einen groß angelegten themenvielfältigen Projekttag zur Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen Themen. Dabei gelingt es ihm, einen großen Teil der Mitschüler_Innen für seine Idee und ein großes Referententeam für die inhaltliche Gestaltung zu gewinnen.